Personale Autonomie als praktische Autorität

Abstract

Autonomie und Autorität werden oft als Gegensätze angesehen. In diesem Aufsatz argumentiere ich dafür, dass Autonomie vielmehr als eine bereichsspezifische Form von (praktischer) Autorität anzusehen ist und dass diese Sichtweise dabei hilft, Bedingungen für die Autonomie von Personen zu identifizieren. Dazu werden zunächst Parallelen zwischen den Funktionsweisen der beiden Begriffe AUTONOMIE und AUTORITÄT aufgezeigt und dann herausgearbeitet, welche Anforderungen sich daraus an eine Konzeption personaler Autonomie ergeben. Ich werde dann zeigen, dass die Schwierigkeiten, mit denen einige internalistische und externalistische Autonomiekonzeptionen konfrontiert sind, ihren Ursprung darin haben, dass beide Ansätze ein falsches Bild von der Grundlage haben, auf der die für Autonomie charakteristische Form praktischer Autorität beruht. Abschließend werde ich eine Konzeption vorstellen, in der diese Grundlage durch die Mündigkeit, Wehrhaftigkeit und Mitsprache einer Person konstituiert wird: Eine Person ist demnach in dem Maße autonom, in dem sie ihre eigenen Angelegenheiten regeln, sich gegen fremde Eingriffe zur Wehr setzen und in gemeinschaftlichen Angelegenheiten mitreden kann.

Publiziert in
Deutsche Zeitschrift für Philosophie. 59 (6), S. 897–915.