Zukunftsvergessenheit. Ein Klärungsversuch

Plenarvortrag

Zusammenfassung

Welche Einstellung(en) zur Zukunft der Menschheit sollte man haben? Dieser Frage möchte ich mich anhand des schillernden Begriffs Zukunftsvergessenheit nähern. Einerseits wird dieser Begriff im Sinne eines Vorwurfs bemüht, um Verfehlungen und Missstände in politischen Entscheidungen zu kritisieren, die sich auf die Zukunft auswirken. Andererseits scheint es aber manchmal auch rational oder gar ein Gebot der guten Lebensführung zu sein, die Zukunft zu vergessen, weil die Sorge um die Zukunft auch eine quälende Bürde sein kann. Ich werde Zukunftsvergessenheit zunächst begrifflich schärfen und als eine Verformung kollektiver Deliberation verstehen, die sich in Diskursen manifestiert. Dann lässt sich in normativer Hinsicht ausloten, was schlecht an der so explizierten Zukunftsvergessenheit ist – und warum es rational geboten sein kann, die Zukunft zu vergessen. Dies hilft uns, die Ambivalenz der Zukunftsvergessenheit besser zu verstehen. Es führt aber auch zu einer tieferen Spannung im Ideal des guten Lebens in moralischer Eintracht.

Datum
19 Sept. 2024
Veranstaltung
XI. Tagung für Praktische Philosophie
Ort
Universität Passau